“Pianist nimmt Zuhörer mit auf eine Pilgerreise”

Der russische Pianist Eduard Kiprsky verwöhnte die Zuhörer mit Werken von.
Hans-Jörg Loskill
Klavierabend mit Eduard Kiprsky war ein Benefizkonzert des Lions Clubs für das Hospiz. Künstler aus Russland spielt Werke von Tschaikowskys, Mussorgsky und Liszt.

Bottrop..  Der russische „Ton“ dominierte an diesem Benefizabend im gut besetzten Kammermusiksaal, den der Bottroper Lions Club für das lokale Hospiz organisiert hatte. Denn Pianist Eduard Kiprsky, 29, wartete mit zwei Komponisten und zwei Werken auf, die in seiner Heimat wie auch im Westen bestens bekannt sind.

Er spazierte zunächst durch Peter I. Tschaikowskys „Nussknacker“-Ballett, bei dem die Zuckerfee grüßt und die Rohrflöten tanzen, nach der Pause steigerte er sich von der düsteren Farbigkeit (Katakomben, Baba Jaga u.a.) bei Modest Mussorgsky „Bilder einer Ausstellung“ bis zum hymnischen Gloria beim großen „Tor von Kiew“. Drittes Opus des Programms: die „Dante-Sonate“ von Franz Liszt, die lange als unspielbar galt, inzwischen aber zum Standard der bedeutenden Klavier-Generation zählt.

In Essen studiert

Kiprsky stammt aus St. Petersburg, besuchte dort zunächst das Konservatorium, bevor er nach Deutschland kam und an der Essener Folkwang-Schule studierte. Den letzten Feinschliff holt er sich bei Prof. Boris Bloch. Seine technische Virtuosität hat er parallel zur intellektuellen Bewältigung der hoch anspruchsvollen Literatur, die er bevorzugt, entwickelt. Sein Spiel ist komplett, besitzt Charme und Eleganz, er beherrscht gerade auch den Akzent mit der linken Hand, die Akkorde glitzern, die melodische Substanz leuchtet aus der Innerlichkeit heraus.

Trotz der beiden großen russischen Beiträge, die Kiprsky mit der Liebe zum Detail aufblätterte, war der Liszt-Beitrag der Höhepunkt (den er mit Liszt-Zugaben zum Schluss noch bestätigte). Denn diese „Pilgerreise“ („Années de Pelerinage“) zu Dantes literarischem Kosmos wurde eine Himmels- und Höllenfahrt durch Stationen der menschlichen Philosophie – Musik aus dem Geist französisch-italienischer Tradition. Kiprsky schält den dramatischen Kern heraus. Liszt, der dämonische Superstar des 19. Jahrhunderts, wird mit seiner Fantasia zur Folie für das Leben voller Widersprüche, mit Abstürzen und Aufstiegen bis zum Götterolymp. Grandios!

Die Bild-Musik-Erzählungen bei Mussorgky nutzt der konzentriert auftretende Solist als vollgriffige Lust, pianistisches Können in jeder Note zu praktizieren: Die zehn Szenen nähern sich bei ihm einem orchestralen Zuschnitt zwischen Mystik und Offenbarung, Tanz und illustrativem Charakterstück.

Langanhaltender Beifall. Die Begeisterung des Auditoriums dürfte sich in der Benefiz-Großzügigkeit der Gäste für die Arbeit des Hospiz gespiegelt haben.

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